Nach einer achtmonatigen Pause fanden Anfang Juni für mich als freie Mitarbeiterin der Vermittlung und Historikerin zum ersten Mal wieder Führungen statt. Zwar konnte letztes Jahr bereits etwas Erfahrung gesammelt werden. Doch nach einer langen Unterbrechung war die Nervosität etwas grösser als gewohnt. Zum Glück kann ich auf viele Jahre Museumspädagogik zurückgreifen.
So war nach den beiden Führungen denn auch sofort wieder klar, wieso die Vermittlungsarbeit so bereichernd sein kann. Vor allem, wenn sie mit jungem Publikum stattfindet. Sowohl die Familien- wie auch die Schulklassenführung waren ein voller Erfolg mit vielen lachenden und zufriedenen Gesichtern. Der Rundgang wie auch der Workshop beinhalten, was bereits Pestalozzi während seiner kurzen Residenz auf der Zähringerfestung postuliert hatte, nämlich Kopf, Hand und Herz.
Bereits seit den Frühlingsferien und besonders seit Mitte Mai erreichen die Abteilung Bildung und Vermittlung wieder unzählige Anfragen für Führungen. Der Juni ist bereits ziemlich ausgebucht, und genügend Führerinnen und Führer zu finden ist keine einfache Aufgabe.
Eine Herausforderung, aber auch eine Bereicherung, sind die Besuchenden, welche präzise, interessante, intelligente und auch mal kritische Fragen stellen. Dies kommt bei Jung und Alt vor. Als Führungsperson muss auch damit umgegangen werden können, dass nicht alle Fragen immer gleich beantwortbar sind. Besonders schwierig war dies zu meistern, als die Objekte in den Wunderkammern weder Beschriftungen noch einen QR-Code besassen. Dies ist glücklicherweise nun der Fall.
Generell steht bei den Führungen der Kinder und Jugendlichen mehr das Zähringische Gebäude sowie das Erleben einer Epoche oder Geschichte im Zentrum. Nur einzelne wenige Exponate werden betrachtet, so zum Beispiel die Maritz-Kanone im Torturm oder die Wunderkammer Waffen, welche viele Objekte der Rittersaalsammlung beinhaltet. Durch die Führungen werden die jungen Besucherinnen und Besucher dazu animiert, mit ihren Eltern nochmals zurückzukommen und sich den Wunderkammern und Themenräumen zu widmen.
Ganz anders sieht dies bei den Erwachsenenführungen aus. Hier stehen die Räume mitsamt ihrem Inhalt, sprich dem Sammlungsgut der drei Vereine, im Zentrum. Nicht alle Räume eignen sich besonders gut, um eine Gruppe von über zehn Personen durch dieses Sammlungsgut zu führen. Das ist teilweise schade, da es gerade in kleinen Räumen, wie zum Beispiel der dem Käsehandel gewidmete Themenraum, viele interessante Fakten zu erzählen gäbe. Leider findet man als Führungsperson darin aber kaum Platz, sich sinnvoll zu positionieren. Demgegenüber ist der Themenraum zum Initiator der Ethnologischen Sammlung, Heinrich Schiffmann, mit seiner theaterartigen Szenografie gut geeignet.
Die Sammlungstätigkeit des Rittersaalvereins ist dessen wesentliche Hauptaufgabe, zu welcher in nächster Zeit eine neue Planungsgruppe tagen wird. Eine zielgerichtete, umsetzbare Strategie ist von Nöten. Es ist zu hoffen, aber auch zu erwarten, dass die umfassende kulturhistorische Sammlung noch für viele Jahre erhalten sowie von Wert sein wird. Die reichhaltige Vermittlungstätigkeit dieser Sammlung auf dem Schloss ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, sie nämlich für viele weitere Generationen zu erhalten.